Leidenschaft

Letzte Woche polierte ich gerade mein Fenster mit Zitronenöl als das Telefon klingelte: Sibylle war dran,
„Rate mal, was ich gerade mache…“, trällerte sie erwartungsfroh in den Hörer. „Keine Ahnung, putzen?“
„Ich bereite Sushi vor! Für mich und Joachim…“, meine Freundin machte eine verheißungsvolle Pause. Und, ich muss schon sagen, ich war beeindruckt. Sibylle lässt sich in der Küche sonst gerne von Maggi & co helfen und fährt auf Kochbeutelreis ab. „Die Kinder sind heute Abend bei Joachims Eltern und ich dachte, wir könnten den Abend richtig nutzen!“ Wenn sie ein Ziel verfolgt ist Sibylle zu allen möglichen Dingen bereit, um dieses zu erreichen. „Ich muss schon sagen, Sushi – Hut ab, Sibylle! Das würde mir, glaub ich, nicht einfallen. Willst du dich dann auch nackt auf den Küchentisch legen und dich mit Sushi bedecken?“ Ich konnte sie mir direkt vorstellen. Ihn allerdings nicht!
„Ach, ich hab da so ein neues Nachtgewand…Du brauchst ja auch kein Sushi, du hast Öle!!“
Naja, die Öle sind sicher sehr stimulierend für die Sinne, aber selbst zubereitetes Sushi ist auch etwas Wertschätzendes, dachte ich.
„Und genau deshalb rufe ich an“, die schrille Stimme meiner Freundin riss mich aus meinen Gedanken, welche Mischung war das nochmal gleich für einen romantischen Abend?“ Oh, Sibylle scheint echt was vor zu haben…!

Passion heißt die Mischung, meine Liebe. Du kannst sie bei mir abholen.“ Schon kam wieder Sibylles Reinlichkeitszwang zum Vorschein: „Das hast du doch hoffentlich noch nicht benutzt !?“
Vielleicht sollte ich ihr noch erklären, dass man Passion auf Nacken und Handgelenke aufträgt…
„Bring mir Sushi mit…“ Sie hatte schon aufgelegt.