„Was hast du denn vor?“ ich traue meinen Augen nicht, als ich auf dem Heimweg nach einem Seminar bei meiner Freundin vorbeischaue, finde ich sie zwischen zwei gigantischen Klamottenbergen auf dem Boden ihres Schlafzimmers wieder.
Gut, es ist viel passiert. Der mehr als spießige Ehemann von Sibylle, Joachim, hat diese fabelhafte Frau wegen einer anderen verlassen und meine Freundin, die zunächst am Boden zerstört war, hat eine Art Metamorphose durchgemacht und sich neu entdeckt, erfunden -was weiß ich…oder besser gesagt, der Prozess ist noch im Gange.
Jedenfalls haben die Ölmischungen Console, Forgive und Adaptiv ihr ordentlich auf die Sprünge geholfen…
„Ja- das ist doch alles nicht ökologisch vertretbar hier!“ klingt die etwas dumpfe Stimme zwischen dem Stoffgebirge heraus. „Wie bitte?!“ Jetzt zweifle ich auch noch an meinem Gehör! Hat sie gerade „ökologisch vertretbar“ gesagt?!
„Nicht nur von blutigen Kinderhänden zusammengenäht sondern auch mit giftigen Chemikalien gefärbt und behandelt, gar nicht von den Pestiziden zu sprechen, die beim Anbau verwendet wurden!“ klärt mich Sibylle auf.
„Nicht ökologisch vertretbar ist der Müllberg den du hier gerade verursachst. Oder was hast du damit vor?“ mir wird es ein wenig zu viel.
„In die Altkleidersammlung gebe ich das.“
„Ach so und die armen Menschen sollen dann die verpesteten Klamotten tragen?“
„Naja, sie haben ja nicht die Wahl und freuen sich bestimmt noch drüber.“
„Sibylle, du spinnst! Denk doch mal dran, wie wichtig diese Labels für dich immer waren. Chemie ist doch jetzt gar nicht mehr da drin. Kauf dir doch einfach keine neuen „verseuchten“ Dinge mehr und trag die alten weiter.“
Dass ich das mal zu meiner Freundin sagen würde, die noch vor nicht langer Zeit in ihrem Putzschrank das Chemikaliensortiment eines städtischen Kammerjägers beherbergte und einen Medikamentenschrank besessen hatte, dessen Inhalt problemlos für einen Giftmord gereicht hätte!
Wahrscheinlich hat alles damit angefangen, dass ich sie von den Ölen überzeugt habe. Medikamente und synthetische Putzmittel gibt es bei ihr seitdem nicht mehr. Aber teure Mode, Schmuck und Gelnägel waren wichtig geblieben.
„Das kommt nicht infrage! Dies hier passt nicht mehr zu mir. Ich möchte ja auch etwas nach Außen transportieren“, bestimmt fängt sie an ihre Designerjeans in einen Sack zu stopfen.
Ich habe das Waldwochenende im Verdacht, zu welchem sie sich am letzten Wochenende angemeldet hatte.
„Wie war es denn am Wochenende?“ möchte ich im Rausgehen wissen.
„Oh das war wunderbar. Die Baummeditation hättest du mitmachen sollen.“ Sie hat einen verklärten Blick.
Darauf Zuhause erstmal ein Adaptiv Bad – zur Entspannung!
Ich bin ja froh, wenn es meiner Freundin gut geht, dennoch muss ich mich damit arrangieren. Die nächste Zeit mit ihr wird sicher spannend bleiben.